Leidenschaft im Alter?

Es stellte sich heraus, dass der junge Mann ein Regisseur war und einen Film gedreht hatte mit dem Titel: «Aktiv ins Alter». Auf den ersten Blick eine banale Aufforderung.

 

Das Beeindruckende und nicht Alltägliche war für mich aber, dass der junge Mann Menschen im Alter zwischen 59 und 102 Jahren getroffen und dabei erstaunliche Dinge erfahren hatte.

Ein 70-jähriger, der für eine Show brennend vom 10-Meter-Turm springt!

Ein 66-jähriger, der Gleitschirmfliegen lernt!

Ein 95-jähriger, der noch anfängt zu sprinten!

Dass solche Leistungen von – allerdings körperlich trainierten – Alten erbracht werden, ist bereits erstaunlich. Das Wesentliche liegt für mich aber in den Aussagen, die sie gemacht haben.

Man ist nie zu alt, um etwas Neues anzufangen und zu lernen
Age Is Just a Number («Das Alter ist nur eine Zahl»).
Jung – diesen Ausdruck mag ich nicht. Ich will nicht jung sein. Es ist absurd zu denken, dass jung sein besser ist als alt sein. Alt sein ist etwas Wundervolles.

Der Regisseur selber fasst zusammen, was er bei all diesen alten Menschen angetroffen hat: «Sie tragen alle eine Leidenschaft in sich.» Es liegt also am inneren Feuer, das diese Menschen bis ins hohe Alter am Lodern gehalten haben.

Das erinnert mich an den Begriff «Flow», den ein amerikanischer Forscher geprägt hat. Er versteht darunter die Fähigkeit, sich mit leidenschaftlichem Interesse in etwas zu vertiefen und völlig darin aufzugehen. Dabei verfliegt die Zeit, man ist vielleicht müde danach, aber zutiefst erfüllt und zufrieden. 

Was uns in den Zustand von «Flow» versetzt, spielt keine Rolle, Hauptsache ist das bedingungslose Engagement.

Literatur: Mihaly Csikszentmihaly: «Flow: Das Geheimnis des Glücks», Klett-Cotta